Autobahn-Maut Krieg in der Algarve?
Es hat lange gedauert, bis sich die Portugiesen begannen zu wehren. Als im Frühjahr die Mautgebühren ausgesetzt wurden, wurde erst vielen klar, dass es die Regierung Ernst mit den Gebühren für die Benutzung der Via do Infante (A22) meint, die gerne auch als die Autobahn der Algarve bezeichnet wird.
Doch es sind noch viele Fragen dazu offen, so wie auch der Widerstand gegen die Maut noch nicht gebrochen ist.
Wer an einen der zahlreichen „Marcha Lenta“ auf der EN125 teilgenommen hat und mit anderen Teilnehmern über deren Gründe gesprochen hat, die sie zum Mitmachen bewegt haben, erhält ein buntes und vielseitiges Bild, dass zeigt, wie wichtig die Via do Infante für die Bewohner der Algarve ist und das es wie Hohn wirkt, wenn Politiker von „positiver Diskriminierung“ als Grund und Berechtigung für die Maut sprechen.
Warum darf es keine Mautgebühren für die Via do Infante geben?
Gründe sind, dass die Via do Infante überwiegend mit EU Geldern gebaut wurde und juristisch nicht als Autobahn anzusehen ist.
Es heisst, dass auch von den baulichen Anlagen her, die Via do Infante eher einer Kraftfahrstrasse als einer Autobahn zuzuordnen ist. Zuletzt wurden die Mautgebühren nicht vom Parlament beschlossen.
Auf dieser Basis hat die Bürgerbewegung „Comissão de Utentes da Via do Infante“ eine einstweilige Verfügung beim Vewaltungsgericht in Loulé eingereicht.
Heute, am 21.12.11 wird auf Initiative der kommunistischen Partei PCP im Parlament die Gesetzesvorlage diskutiert, die die Mautgebühren zum Inhalt hat.
Ist die EN125 eine Alternative zur Via do Infante?
Wer bei der Diskussion um die Mautgebühren einen Blick auf die EN125, die angebliche Alternative zur Autobahn der Algarve wirft, bekommt die Sorgen und die Wut der Bewohner zu spüren.
Der Zustand der Nationalstrasse 125 ist teilweise in einen bedenklichen Zustand. Selbst, wenn die gefährlichste Strasse Europas, als was die EN125 bekannt ist, in einen guten Zustand wäre, ist sie durch ihre Fahrbahnbreite und der Tatsache, dass sie durch Ortschaften der Algarve führt, ungeeignet als Alternative.
Bei den Demonastrationen auf der EN125 zeigten sich viele besorgt, weil durch die Mautgebühren die EN125 noch gefährlicher werden könnte.
Seit der hoffentlich „einstweiligen“ Einführung der Maut hat sich auf der EN125 das Verkehrsaufkommen verdreifacht.
Nicht nur der Lärm und die Abgase machen den Anwohnern zu schaffen sondern auch die Gefahr, die von diesem starken Verkehrsaufkommen ausgehen. Die Anwohner beschweren sich über das Risiko beim Überqueren der Strasse beispielsweise.
Als ob das noch nicht genug Gründe wären, wurde noch nicht die finanzielle Belastung erwähnt, die die Mautgebühren für die Bewohner der Algarve bringt.
Dabei geht es nicht alleine um die Gebühr für die Benutzung, ob mit oder den Ermässigungen, die nur ein Trostpflaster sind, sondern auch um die Verteuerungen, wenn Firmen ihre Mautgebühren auf ihre Kunden umlegen und damit gerechnet wird, dass alles noch ein bisschen teurer wird …
Was die Bewohner der Algarve über die Überfälle auf die Mautstationen denken?
Die Mautgebühr wird wie ein Zaumzeug empfunden, dass über die Algarve geschnallt wird, ungerechtfertigt und viel zu eng.
Da wundert es nicht, wenn sich auch bei den meist stillen Portugiesen nicht nur Unmut zeigt, über den normalerweise nur in den Cafés diskutiert wird, sondern auch Wut und Aktion regt.
Wer sich umhört, was in diesen Tagen über die Überfälle gesprochen wird, hört, dass gewaltsamer Widerstand an sich und die Beschädigung von Eigentum nicht toleriert, aber insgeheim jeder Widerstand gegen die Mautgebühren gut geheissen wird.
Auch zur heutigen Abstimmung im Parlament zur Gesetzesvorlage zur Mauteinführung wurde die Bevölkerung der Algarve aufgerufen, die Diskussion aufmerksam zu verfolgen und sich zu merken, welche Abgeordnete für und gegen die Algarve abstimmen werden.
Der Stadtrat von Faro stimmte dem Antrag der parteilosen Gruppe „Com Faro no Coração“ zu, der die Aufhebung der Mautgebühren auf der Via do Infante vorsieht.
Andere Städte, bzw. Stadträte der Algarve wurden dazu aufgefordert, dem Beispiel der Algarve-Hauptstadt zu folgen.
Geplant sind erneute Unterschriftensammlungen und eine Überraschungsaktion am 6. Januar 2012.
Der Kampf geht also weiter und damit Hoffnung für eine Algarve ohne Maut.
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