Azulejos – Wände, die erzählen
Können Sie sich die Algarve ohne Azulejos vorstellen? Seit Jahrtausenden sind Wände ein ideales Mittel um sich mitzuteilen. Ob mit Hieroglyphen beschriftet wie bei den alten Ägyptern oder als Zeitungsersatz, sind Wände ein Medium, auch wenn wir manchmal über ihre Botschaften rätseln.
Auch in Portugal und besonders an der Algarve werden Botschaften an Wänden verkündet.
An der Algarve bedient man sich vorwiegend der Azulejos, die an und in Kirchen, Bahnhöfen, Brunnen oder Restaurants zu bewundern sind.
Vermutlich machten die Portugiesen um 1415 Bekanntschaft mit den bunten Fliesen, als sie nach der Eroberung von Ceuta nach Marokko kamen.
Die Mauren haben die Kunst des Fliesen bemalens von den Persern gelernt und diese wiederum auch in Andalusien eingeführt.
Das Wort „Azulejo“ stammt aus dem Arabischen „al-zulayi“ und bedeutet „polierte Steinchen“.
Die Technik der Azulejo-Herstellung bestand darin, den gebrannten und bemalten Ton nachträglich in einzelne Fliesen zu zerteilen und diese dann mosaikartig zusammenzusetzen.
Nach dieser Methode der marokkanischen Handwerker wurde z. B. der Fussboden in der Kapelle und im Schlafgemach des königlichen Palastes in Sintra gearbeitet.
Später ritzte man die Muster direkt in den Ton oder drückte sie ein. Die entstehenden Vertiefungen wurden mit Leinöl oder Mangan abgedeckt.
Die farbigen Fliesen hatten meist geometrische Muster islamischer Motive oder florale Dekore.
Das 17. Jahrhundert könnte als Blütezeit der Azulejos in Portugal bezeichnet werden.
Der wirtschaftliche Aufschwung und das Gold aus Brasilien liessen eine Azulejo-Manie nicht nur an der Algarve ausbrechen.
Die Nachfrage musste sogar mit Fliesen aus Rotterdam und Delft, befriedigt werden.
Die Fliesenkunst dieser Zeit, sowohl der holländischen wie auch der portugiesischen wurde stark vom blau-weissen chinesischen Porzellan der Ming-Dynastie beeinflusst.
Ab 1740 ca. beginnt die industrielle Fertigung von Azulejos.
Nach dem grossen Erdbeben und dem nachfolgenden Wiederaufbau in ganz Portugal werden teilweise ganze Hausfassaden mit Azulejos verziert. Ein neuer Stil – Azulejos total.
Nach der blau-weissen Episode begann man sich in Portugal auch für farbige Fliesen zu interessieren, die zur Ausschmückung von Brunnen und Bänken verwendet wurden.
Ende des 18. Jahrhunderts bringt der Klassizistische Architekturstil auch die Einfachheit auf die Fliesen.
Die Azulejos, die wir heute in Portugal und an der Algarve finden sind ein Spiegel der portugiesischen Geschichte, Stile und Moderichtungen.
Noch heute werden Azulejos bei Neubauten zum Teil verwendet. Neben ihrer Schönheit sind sie auch ein gutes, hartes Bauelement. Eine weitere Epoche für die Azulejos.